Bekannt wurde die Amalfiküste vor allem durch ihre aufregenden Städte und die wunderschönen Strände. Doch auch, wer in Süditalien lieber einen Aktivurlaub verbringen möchte, ist an der Amalfitana bestens aufgehoben. Hoch über dem Meer, an der Steilküste, findet man zahlreiche alte Maultierwege und Fußpfade, die heute als spektakuläre, spannende Wanderwege dienen. Schroffe Felslandschaften, die beinahe an die Alpen erinnern, wechseln sich ab mit sanften, grünen Szenerien. Flora und Fauna sind üppig und abwechslungsreich – neben Zitronen- und Orangenbäumen wachsen hier auch viele Olivenbäume und sogar Weinreben. Weit oben gelegene Dörfer erreicht man oft nur über Treppenwege.
Amalfiküste: Wandern auf dem Wanderweg „Sentiero degli dei“ (Götterweg)
Der wahrscheinlich berühmteste Wanderweg der Amalfiküste ist der „Sentiero degli dei“, der sogenannte Götterweg. Seinen Namen verdankt der Wanderweg an der Amalfiküste den vielen Tempeln, die sich zur Römerzeit auf diesem Pfad befanden. Mit ungefähr zehn Kilometern Länge führt der Götterweg von Agerola nach Positano und verwöhnt die Wanderer mit einem atemberaubenden Blick auf die Küste bis nach Capri, dem kristallklaren, tiefblauen Wasser und einer unvergleichlichen, kontrastreichen Landschaft. Der Wanderweg verläuft durch blühende Wiesen, schattige Wälder und imposante Felsformationen und bietet eine vielseitige Vegetation. Ein großer Teil der dortigen Gewächse ist typisch mediterran, mit vielen Erdbeerbäumen und Eichenwäldern, Rosmarin- und Heidesträuchern. Dazwischen findet man steil abfallende Berghänge mit versteckten Höhlen. Dabei ist die Natur rund um den Götterweg weitgehend unberührt. Gemeinsam mit einigen historischen Sehenswürdigkeiten und Relikte früherer menschlicher Zivilisation bildet sie eine einzigartige und interessante Mischung.
Startpunkt Amalfiküste-Wanderung: Agerola Bomerano
Die meisten Wanderer beginnen den „Sentiero degli dei“ auf 500m Höhe über dem Meeresspiegel im Ortszentrum der Kleinstadt Agerola Bomerano bei Neapel. Zum Startpunkt des Götterwegs gelangt man problemlos mit dem Bus. Fährt man mit dem Auto nach Agerola, stellt man dieses am besten auf dem Dorfplatz ab und geht zu Fuß weiter bis zum eigentlichen Eingang des Wanderwegs. Der Ort Agerola wird häufig als „kleine neapolitanische Schweiz“ bezeichnet, da er direkt am Hang des Berges liegt und vor allem durch seine beschaulichen kleinen Bauernhäuser besticht. Zudem ist er bekannt für seine zahlreichen Käsespezialitäten, wie zum Beispiel Mozzarella.
Ein Wanderweg an der Amalfiküste mit vielen Facetten
Der Götterweg schlängelt sich fast komplett abseits der Zivilisation quer durch das Gelände, teilweise durch kleine, dichte Wäldchen, in denen Schafe und Ziegen grasen. Zudem passiert man auf dem „Sentiero degli dei“ einige halb verfallene Ruinen und läuft hin und wieder an Steilhängen mit kleinen Schluchten entlang. Wer den Wanderweg an der Amalfiküste hin und zurück geht, hat streckenweise die Wahl zwischen zwei verschiedenen Wegen: dem „sentiero alto“ und dem „sentiero basso“. Der letztgenannte ist der bekanntere und beliebtere. Er führt an mehreren Abschnitten unter einer beeindruckenden Felswand entlang und bietet einen gigantischen Ausblick auf das Meer. Aufgrund der unterschiedlichen Aussicht sind allerdings beide Wege interessant.
Amalfiküste: Wandern vom Bergdorf hinab zum Strand
Ziel vieler Götterweg-Wanderer ist das wunderschöne Dorf Nocelle, ein ruhiger Ort mit nur 200 Einwohnern und in einer herrlichen Lage. Vor dem Jahr 2002 war er von der Außenwelt komplett abgeschnitten und noch nicht an das Straßennetz angebunden. Bis dahin war Nocelle nur über eine lange Treppe mit 1.500 Stufen erreichbar, die von Positano aus nach oben führte. Man spürt auch heute noch deutlich, dass das Dorf so lange abgeschieden war, da es immer noch den typischen Charme eines italienischen Bergdorfes aufweist. Von Nocelle aus geht es zunächst weiter Richtung Montepertuso, einem Ort, der sich ebenfalls in einer fantastischen Lage befindet. Danach steigt man über Treppen hinab zur Küste. Dort lohnt sich ein Besuch des Strands Arienzo und anschließend ein Stadtbummel durch den Badeort Positano.
Tipps für unvergessliche Wanderung an der Amalfiküste
Die Dauer der Wanderung wird offiziell mit etwa drei Stunden angegeben. Da allerdings normalerweise häufig Pausen eingelegt werden, um die fantastische Aussicht zu genießen oder sich Sehenswertes anzuschauen, sollte man eher fünf Stunden für eine Wandertour auf dem „Sentiero degli dei“ einplanen. Der Weg ist als mittelschwer deklariert und wird zumeist als eher einfach beschrieben. Er ist aber an einigen Passagen auch etwas enger, anspruchsvoller und anstrengender, wenn beispielsweise einige Steigungen und Senken kurz aufeinanderfolgen oder ein kleines Stück geklettert werden muss. Somit sollte man auf jeden Fall trittsicher sein und festes Schuhwerk tragen. Da man auf dem Götterweg größtenteils stark der Sonne ausgesetzt ist, sind ausreichende Getränke im Gepäck ein Muss. Die Markierung ist für italienische Verhältnisse relativ gut. Trotzdem wird empfohlen, einen Wanderführer mit sich zu führen.